Montag, 19. Juli 2010

Svalbard

Nach einem sehr ereignisreichen Monat melden sich die Polarfüchse zurück mit spannenden Geschichten zum nachmachen. Auf Murmansk folgt das zweite große Abendteuer: 10 Tage FF Jan Mayen, einmal Svalbard und zurück!

Ich schulterte meinen großen Rucksack und machte mich auf den Weg ins unübersichtliche Hafengebiet von Tromsø. Plötzlich lag es vor mir das große Schaukelschiff. An Deck erwarteten mich schon ein paar Mitreisende. Der Kapitän Hans zeigte mir meine gemütliche Koje im alleruntersten Teil des Schiffes...ohne Fenster...Jetzt erwarteten mich 10 Tage Dunkelheit nach 2 Monaten Nachtlosigkeit. Zum Glück gabs auch eine gemütliche Couchecke zum Fussball gucken und außerdem einen Sportgerätekeller für alle Zappelphillipse. Mit von der Segelpartie waren meine 5 Inderfreunde (Sunil, Kushal, Gaurav, Saurav und Vipul), Sergej und mein Betreuer aus der Uni, 3 waschechte Amerikaner (Kerstin, Mark und Chris) und 4 Norweger (Frode, Ola, Runar und Linn). Aller Anfang war schwer und wir hatten 2 Tage lang einen großen Sturm. Da hat der Smutje sich ganz umsonst so viel Mühe gegeben. Da war mehr für mich alten Seebären und den Sergej da :). Aber irgendwann legt sich auch der schwerste Sturm und alle krochen aus ihren Kojen. Jetz konnten wir anfangen mit arbeiten. Die Mannschaft wurde in 2 Gruppen mit jeweils zwei 6 Stunden Schichten am Tag eingeteilt. Jetz hieß es sich im Powernapping zu spezialisieren. In den ersten Tagen haben wir Bohrkerne gezogen, sogenannte Gravity-Cores. Da drückt sich der Bohrer nur aufgrund der Schwerkraft in den weichen Boden. Wird der wieder hochgezogen ist der voll mit Matsch. Das mit Matsch gefüllte Plasterohr wird dann aus dem Metallbohrer gezogen, zersägt, beschriftet und gekühlt aufbewahrt. Für jeden Bohrkern brauchte man ca. 1.5 Stunden. Weniger spaßig waren die Box-Cores von denen unsere Schicht zum Glück nur einen abbekommen hat. Da schwenkt so eine Kranschaufel zum Meeresboden krallt sich wie im Kuscheltierautomat einen Haufen Schlamm und bringt den aufs Schiff. Dann werden dort ein paar Proben genommen, dann öffnet sich die Kranschaufel und der ganze Schlamm verteilt sich auf dem ganzen Schiff. Unsere große Aufgabe war es dann, den Schlamm wieder ins Meer putzen. Nachem sich die Geologen ausgetobt hatten konnten wir endlich unsere Airgun und die P-Cable Apparatur ins Wasser lassen und 3 Tage lang Luft ins Wasser schießen um den Meeresbodens erkunden. Das war der Plan, wäre da nich immer das Problem mit den Lecks, die man noch nich mal orten kann. Kabel rein Kabel raus Kabel rein Kabel raus und dann hatten wirs :). Es wurde eine Multibeamanlage angestellt die zusätzlich den Meereboden abscannt und so laut war das sie mir den Schlaf raubte. Am Ende hatte wir alles was wir brauchten. Viele Daten von Gashydrataustritten und unzählige Bohrkerne.

Nach 9 Tagen strahlten uns am Horizont die weißen Gipfel von Svalbard an. Möwen umkreisten wieder das Schiff und nach Tagen der Schwerstarbeit erreichten wir erschöpft den Hafen von Longyearbyen. Hier erwarteten und zwei Tage Spannung Spiel und Spass. Ich hatte mit Saurav und Kushal eine Gletschertour gebucht, andere gingen wandern oder Kajak fahren. Der Möglichkeiten gab es viele, solange man nur einen Guide dabei hatte der im Notfall den armen Eisbären auch erschießen würde. Im letzten halben Jahr sind die Eisbären bis in die Stadt gekommen, weil sie zu wenig Robbenfutter haben. Die Robben sind in letzter Zeit ganz selten weil immer weniger Eisschollen an den Küsten zu finden sind. Wer kann es da den Bären verübeln.

Wir haben zum Glück keinen gesehn. Dafür die schöne Aussicht von den Bergen genossen. Abends haben wir uns alle zum Pizza essen getroffen und die zwei Abende gemütlich in den Bars ausklingen lassen. Zu Longyearbyen gibts noch zu sagen: wer immer dort hin möchte wird dort aufgenommen, solange er sich seinen Lebensunterhalt selber verdienen kann. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Menschen die dort leben ist 3 Jahre. Einige halten es 10 Jahre dort aus andere verschwinden nach einem Jahr wieder. Kinder dürfen auf der Insel nicht geboren werden. Schwangere Frauen werden 3 Wochen vorher nach Norwegen geflogen, bekommen dort ihr Kind und kehren später zurück. Ein Kind wurde wohl mal ausversehen dort geboren...ein Frühchen ;) Genauso ist es mit den alten Menschen. Gestorben wird nicht in Svalbard. Und wenn man wirklich dort alt werden sollte dann wird man doch in seinem Heimatland begraben. Denn Longyearbyen ist und bleibt ein Arbeiterdorf.

1 Kommentar:

  1. Hi ihr beiden Nordlichter,
    da habt ihr wieder atemberaubende Fotos online gestellt! Wahnsinn!

    Ich bin immer schon auf euren nächsten Bericht + Fotos gespannt, also mehr davon! :D

    Lasst es euch weiter gut gehen! Viele Grüße sendet die Lydi aus dem 36Grad warmen Leipzig

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